Pressemitteilung 05.03.2020

Dr. Nils Kößler: „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“

CDU-Fraktion steht zu einer Gedenkstätte auf dem ehemaligen KZ-Außenlager in den Frankfurter Adlerwerken

Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Römer, Dr. Nils Kößler, hält angesichts von neuer rechtsradikaler Gewalt in Deutschland die Diskussion über das richtige und zeitgemäße Gedenken an die Opfer der NS-Verbrechen für dringend erforderlich. „Das Gedenken und Erinnern an die Greueltaten und Verbrechen des Nationalsozialismus bleibt jetzt und in Zukunft zwingend notwendig“. Es gelte das, was Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 in seiner historischen Rede gesagt hat: „Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“, so Kößler. Insofern stehe die CDU-Fraktion klar zu dem Antrag der Koalition, mit dem jetzt als erstem Schritt zu einer dauerhaften Gedenkstätte in dem Gebäudekomplex der früheren Adlerwerke im Gallusviertel eine Ausstellung über das 1944/45 dort bestehende KZ-Außenlager „Katzbach“ konzipiert und finanziert werden soll.

Die CDU-Fraktion, so Kößler weiter, halte es vor dem Hintergrund der aktuellen Gewalttaten zudem für geboten, darüber nachzudenken, wie zeitgemäßes Gedenken, das möglichst viele und insbesondere junge Menschen erreichen soll, heute in einer Welt mit verändertem Kommunikationsverhalten beschaffen sein muss. „Es müssen Formen eines modernen Gedenkens gefunden werden, die gerade angesichts einer immer kleiner werdenden Anzahl von Zeitzeugen Jugendliche und junge Erwachsene erreichen. Und ja, wir haben die Sorge, dass ortsfeste Gedenkstätten die Menschen nicht mehr ansprechen wie bisher“, sagt der Fraktionsvorsitzende. Finanzielle Mittel sowie institutionelles und persönliches Engagement sollten deshalb zukünftig auch in andere Erinnerungsformen investiert werden. „Wir meinen, dass es wichtig ist, darüber rechtzeitig eine Diskussion zu führen“, so Kößler. Gleichwohl unterstreicht der CDU-Politiker, dass der lokale Ansatz für Gedenkstättenarbeit damit nicht obsolet geworden sei. „Im Gegenteil: Der konkrete Ort des Schreckens, seine Anschaulichkeit, konfrontiert die Betrachter unmittelbar mit dem geschehenen Leid. In der Bildungsarbeit mit Schülerinnen und Schülern schaffen solche Orte, an denen Spuren der NSVerbrechen zugänglich sind, einen Rahmen für die emotionale Anteilnahme, die wir bei diesem Thema für unverzichtbar halten. Kurz gesagt: Das eine schließt das andere nicht aus“, so Kößler. Das Beispiel der kürzlich erneuerten Gedenkstätte „Arbeitserziehungslager Frankfurt-Heddernheim“ zeige, dass es gelingen kann, lokales Erinnern mit modernen technischen und künstlerischen Mitteln zu verbinden.

„Wir begrüßen in diesem Zusammenhang sehr, dass heute eine Studie durch das Fritz Bauer Institut vorgestellt wird, die als wissenschaftliche Grundlage dient für das künftige Gedenken an die schrecklichen Bedingungen der tausendfachen und oft tödlichen Zwangsarbeit im Lager ‚Katzbach‘. Das Ungeheuerliche und Unfassbare muss als ständige Warnung vor den Untiefen und Anfälligkeiten der menschlichen Natur vor Augen geführt werden“, mahnt Kößler. Er regt zudem an, bei der Konzeption der Ausstellung und der Gedenkstätte im Gallus eine Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthof im Elsass in Betracht zu ziehen. Das Frankfurter Lager „Katzbach“ war eine Außenstelle dieses Konzentrationslagers.

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