Die CDU-Fraktion im Römer hat die Anregung des „Bürgervereins Demokratieort Paulskirche“ aufgegriffen und die Anbringung einer Gedenktafel für den Parlamentarier Gabriel Riesser (1806-1863) an der Frankfurter Paulskirche beantragt. „Gabriel Riesser hat sich vor, während und nach der Revolution von 1848/49 für die bürgerliche Gleichstellung der Juden und die Freiheit aller Menschen in Deutschland eingesetzt. Als Abgeordneter und zeitweise als Vizepräsident der Nationalversammlung kämpfte er für ein politisch geeintes Deutschland“, erläutert der kulturpolitische Sprecher Christian Becker.
Der gebürtige Hamburger Gabriel Riesser hatte sich 1836 im damals kurhessischen Bockenheim als Advokat niedergelassen. Im Vormärz trat er vor allem publizistisch gegen Vorurteile und für die Menschenrechte ein. Riesser engagierte sich besonders während der Revolution von 1848/49 für eine freie Gesellschaft gleichberechtigter Bürger unabhängig von Klasse und Religion. Als Abgeordneter in der Nationalversammlung widmete er sich vielen Verfassungsfragen, etwa zum Wahlrecht, zum Postgeheimnis oder zur Bildung eines demokratischen Einheitsstaates mit dem Ziel, die Kleinstaaterei des Deutschen Bundes zu überwinden. „Der Artikel 146 der Verfassung von 1849, den unser Grundgesetz als Artikel 4 über die Freiheit des religiösen Bekenntnisses übernommen hat, geht wesentlich auf Riesser zurück“, unterstreicht Becker.
Auch wenn das Paulskirchenparlament scheiterte, die Emanzipation des Judentums fand nach 1860 trotzdem ihren Weg in mehrere deutsche Landesverfassungen und schließlich in die Verfassung des Deutschen Reichs von 1871. Riesser selbst erreichte als erster, was Juden in Deutschland bis dahin verwehrt war, ein Staatsamt: 1860 ernannte ihn der Hamburger Senat zum Richter. „Wir haben allen Grund, ihn in auch Frankfurt zu ehren, und zwar genau dort, wo schon an andere Persönlichkeiten in direkter Beziehung zur deutschen Demokratiegeschichte erinnert wird: an der Außenfassade der Paulskirche“, so Becker.
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